“Die Hochbeete kommen!”, hieß es Ende Mai in der Tagesstätte für psychisch beeinträchtigte Menschen im Parchimer Fischerdamm. Nach und nach entstanden aus einzelnen Metallteilen zunächst die Wände und oben an den Rändern ein markanter Schneckenschutz. Es folgte Schicht auf Schicht, um die Hochbeete bis zum Rand zu füllen.

Diese speziellen Beete sind Teil eines Plans im Projekt Garten nutzbar gestalten und pflegen mit Menschen mit psychischer Beeinträchtigung, das einen Klimagarten im Hof der Tagesstätte vorsieht. Wo früher nur ein kleiner Rasenstreifen war, wollen die Menschen vor Ort, ihre Angehörigen, das Fachpersonal und die Dienstleister:innen der Lewitz-Werkstätten einen besonderen Ort schaffen. Dort soll Natur erlebbar sein, Wissen um Klima und Umwelt gewonnen werden und Begegnungen untereinander erfolgen.

Bereits seit letztem Herbst plant das Leitungsteam mit den Menschen in der Tagesstätte die Arbeiten und organisiert Exkursionen – vom Baumpflanztag im Grünen, über einen Fasching zum Thema “Wald” bis zum Naturausflug am Treptower See. Während dieser Zeit waren sie auch in der Tagesstätte selbst aktiv. Die Pflanzen für die späteren Hochbeete haben sie in Beeten auf ihren Fensterbrettern schon vorgezogen, damit sie für den Einsatz draußen bereit waren.

Die vier Hochbeete stehen – ein Teil des Klimagartens ist also schon geschafft. Bis zum Sommer geht es ständig weiter und der Garten wächst.

Was macht das Projekt mit den Beteiligten?

Natur und psychische Gesundheit hängen zusammen. Das nehmen die Beteiligten des Projekts selbst intensiv wahr. Die Stimmung hebt sich genau wie die Konzentration und auf der anderen Seite werden Stressgefühle reduziert. Bekanntermaßen sind es nicht nur die Geräusche draußen wie Vogelgezwitscher oder Wasserplätschern sowie die Gerüche der verschiedensten Pflanzen, die guttun. Das unmittelbare Erleben über die Berührung auf der Haut – auch durch Wind und Sonne – hat einen positiven Effekt auf den Menschen. Aus diesem Grund plant der Klimagarten einen kleinen Barfußpfad, auf dem viele Füße unterschiedliche Materialien wahrnehmen können.

Der Weg zum fertigen Garten dauert für die Beteiligten noch an. Die Gartenarbeit selbst gilt indes als natürliches Antidepressivum. Sie reduziert Stress, Isolation und Depression; sie schafft Erfolgserlebnisse; sie ist Abwechslung zum technischen Leben; und sie gibt ein Gefühl der Erdung, sich verwurzelt zu fühlen. Jenen Lebensmitteln, die man selbst angebaut hat, bringt man einen anderen Wert entgegen. Die Menschen im Projekt erhalten eine Identität als „Pfleger:in“ und „Kümmerer:in“ des Gartens, denn durch ihre Hilfe, ihr Zutun entsteht und wächst etwas Neues.

Wichtig ist, dass jede:r sich im Projekt nur soviel Aktivität zumutet, wie es für sie oder ihn passt. Die offene Struktur des Gartenprojekts ermöglicht Menschen mit psychischen Erkrankungen sich in dem Maße einzubringen, wie es für sie persönlich sinnvoll ist.

Mehrschichtig

Um ein funktionierendes Hochbeet zu schaffen, empfehlen die Fachleute von “Grünkram” ein vierschichtiges Beet. Das Team vom Gartenbetrieb der Lewitz-Werkstätten hatte dafür bereits alles vorbereitet. Die erste untere Schicht, die direkt auf den bestehenden Rasen kam, bestand aus Holzhackschnitzeln. Eigener Grünschnitt deckte diese als zweite Schicht ab. Als drittes folgte Komposterde – und erst dann als oberste und vierte Schicht die zugekaufte Gartenerde. Insgesamt füllen mehr als 1 Tonne Material 1 Hochbeet im Klimagarten.

Pflanzstätte

In das fertige Hochbeet setzen die Projektbeteiligten jene Pflanzen ein, die sie auf dem Fensterbrett in der Tagesstätte vorgezogen haben. Darunter gibt es so leckere Arten wie Melone, Cherrytomate oder Kohlrabi. Ebenso dabei sind Physalis, Bunte Beete oder Salatrauke. In der vielschichtigen Erde kann das Gemüse gut reifen, sodass der Klimagarten bald seine ersten Früchte abwirft.

Menschen, die sich mit Gartenarbeit beschäftigen, spüren oft ein tieferes Zugehörigkeitsgefühl und einen tieferen Bezug zur Natur.
Teilnehmende:r · Tagesstätte Parchim
Grüner Strauch vor einem Zaun
Über zwei Türen und zwei Bildern auf Papier geklebte Ereignisdaten des Projekts
Fünf flache Behälter mit Erde und vorgezogene Pflanzen vor einer Hauswand
Leerer Metallbehälter für ein Hochbeet und voller Sack mit Holzhackschnitzeln
Ein Rechen im Hochbeet verteilt den Grünschnitt
Eine Schaufel mit Erde im Hochbeet
Handzeichnung eines Weizenstengels, eines Schmetterlings und einer Blüte
Holzpfähle und Metallteile auf grünem Rasen