Der Einsatz fürs Moor geht weiter. Aus der ganzen Bundesrepublik kamen für das Projekt “Revitalisierung des Rahmannmoores” im April 2023 Freiwillige in die Nossentiner/Schwinzer Heide, um das Rahmannsmoor vor dem Verdursten zu retten. Bei Krakow am See gelegen hatten sich im Moor in den letzten Jahrzehnten verstärkt Moorbirken ausgebreitet und mit ihrem starken wasserintensiven Wachstum dem Boden das Wasser entzogen. Mittlerweile ist von einer stehenden Wasserfläche, wie sie früher typisch für das Rahmannsmoor war, nichts mehr zu sehen. Ein Entwässerungskanal tat sein Übriges.

Vor diesem Hintergrund lud die Stiftung Reepsholt für Naturschutz und umweltgerechte Ressourcennutzung über das Bergwaldprojekt in den letzten beiden Aprilwochen Freiwillige aus ganz Deutschland ein zu helfen, das Moor zu revitalisieren. Das Bergwaldprojekt organisiert Freiwilligeneinsätze in Wäldern, Mooren und Freilandbiotopen an vielen verschiedenen Orten. Es möchte so die vielfältigen Funktionen der Ökosysteme erhalten, allen Teilnehmenden die Bedeutung und die Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagen bewusst machen und eine breite Öffentlichkeit für einen naturverträglichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen bewegen.

Für den 27. April gab es zudem einen Aufruf an alle Bürger:innen aus der Umgebung, sich tatkräftig bei der Entnahme von Gehölz aus dem Rahmannsmoor einzubringen. Auch eine Schulklasse packte mit an. Über 50 Helfende kamen insgesamt zusammen, um weiter auf die Wiedervernässung des Moores hinzuarbeiten.

Welche Arbeiten standen an?

Nach dem ersten Arbeitseinsatz, bei dem vor allem Birkenwurzeln aus dem Boden entfernt wurden, gingen die Arbeiten im April weiter. Nicht nur die Wurzeln, sondern auch ganze Baumreihen der wasserzehrenden Birken mussten die vielen Helfenden aus dem Moor herausholen. Neben dem Fällen der Bäume war der Transport der Gehölze aus dem Kessel des Rahmannsmoores heraus die eigentliche Aufgabe von den Einsätzen, die vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag gingen. Verblieben die Holzreste, Äste und Wurzeln einfach auf dem Moorboden, sprössen nach einiger Zeit erneut die Pflanzen heraus und dem Boden würde Wasser entzogen.

Eine gute Nachricht hatte der Einsatz bald schon: durch die Fällarbeiten wurde der Moorboden Stück für Stück freigelegt und der Kanal einer Drainage trat zu Tage, die vorher schlichtweg nicht sichtbar war. Mit der Identifikation des Entwässerungskanal steigt die Chance, den Abfluss des Regenwassers, das sich im Kesselmoor sammelt, zu verhindern und den Boden weiter zu vernässen.

Beim Gang über bereits von Bäumen und Baumwurzeln befreiten Boden spürten alle Teilnehmenden die so typisch federnde Elastizität des Torfbodens. An einigen Stellen war es schon so feucht, dass um die Schuhe herum Wasser im Moos hervorquoll. Das zeigt einmal mehr: es lohnt sich und die Wiedervernässung funktioniert Schritt für Schritt!

Gehölze raus

Der Projektleiter Ralf Koch erklärt, warum es wichtig ist, Gehölze zu entnehmen: “Moore leben von Wasser. Was man schaffen muss, ist, Wasser hineinzubringen. Wir haben einen sich selbst verstärkenden Prozess, wenn Moore mit Gehölzen zuwachsen: Erstens trinken die Bäume das Wasser weg, zweitens wird das Moor trockener und es kommen mehr Bäume hinein. Letztlich wird das Moor nicht mehr genügend Wasser haben und der Torf wird umgesetzt. CO2 geht in die Lüfte – das wollen wir verhindern”.

Freiwillig

Die Freiwilligen arbeiteten in zwei Gruppen jeweils eine Woche ab dem 16. April im Rahmannsmoor. Für sie bestand die größte Motivation darin, aus dem Alltag zu kommen und selbstwirksam Natur- und Klimaschutz zu erleben. Die Anfahrten waren für alle unterschiedlich weit: ein Rentnerpaar reiste aus Leipzig an, ein Neurologe aus Köln, eine Flüchtlingshelferin aus Stuttgart, ein Texter aus Düsseldorf, eine Forstwirtin aus Göttingen, eine Personalerin aus Bonn oder ein Schiffsbauer aus MV. Sie alle revitalisierten das Rahmannsmoor wieder ein bisschen mehr.

Was passiert, wenn man nichts unternimmt?

Wird im Rahmannsmoor nichts unternommen, mineralisiert das Moor weiter und trocknet aus. Dann wird der im Torf gehaltene Kohlenstoff in Verbindung mit Sauerstoff an die Atmosphäre abgegeben – das Moor setzt in diesem Fall gut 19 Tonnen CO2 pro Jahr und Hektar frei. Bei der Größe des Rahmannsmoores von ca. 3,6 Hektar macht das ein Vermeidungspotenzial von Treibhausgasen von insgesamt knapp 70 t CO2 pro Jahr.

Das Elektro-Auto der Klimastiftung MV hinter einem Haufen von Moorbirkenästen
Drei junge Menschen arbeiten an der Wurzelentfernung aus dem Boden
Axt im Baumstumpf im Vordergrund vor Moorboden und Forstmitarbeiter mit Motorsäge im Hintergrund
Neben einer erfernten Moorbirkenwurzel tritt Wasser aus dem Boden heraus
Ein Stapel von gefällten Moorbirken
Fleischfressende Pflanze "Sonnentau" zwischen den Moosen am Boden
Noch trockener Moorboden mit Baumstümpfen gefällter Birken
Sägen, Hacken, Motorsägen, Scheren und Äxte auf dem Grasboden