Der Frühling ist vorbei, die Sonne scheint und alle Pflanzen befinden sich im steten Wachstum. Was gibt es da nichts Schöneres, als den Zeitpunkt zu nutzen und neues Seegras in die Ostsee zu bringen? Neben den bisherigen Riffen Rosenort und Nienhagen ist mit Beginn des Jahres als neuer Standort im Projekt “Seegras für MV” die Wismarbucht hinzugekommen.

Neuartige Teppiche Aufwuchs 2.0

Das grundsätzliche Prinzip, Seegras anzupflanzen, besteht aus vorgezüchteten Pflanzen, die fest verankert in speziellen Matten oder Teppichen – den sogenannten Aufwuchsträgern – stecken. Das Grundmaterial besteht aus Holz, altem Seegras, Hanf oder Viskose – alles Stoffe, die im Sediment natürlich verrotten können. Mit den neuesten Entwicklungen haben sich die Aufwuchsträger verschlankt, um die Bindung der Pflanzenwurzeln mit dem Meeresboden zu optimieren.

Das Team von ZosteraTec befestigt die neuen Aufwuchsträger mit Erdnägeln im Sediment, dass Meeresbewegungen den aufgeforsteten Flächen wenig anhaben können. Ist der Seegrasrollrasen in der Ostsee ausgebracht, haben die CO2-Wandler zwei zentrale Aufgaben: (1) sie sollen mit ihren Blättern in die Höhe wachsen und sich über Samenabgabe geschlechtlich vermehren, (2) mit ihren Wurzelstöcken, den Rhizomen, sollen sie in die Breite wachsen. Auf diese Weise hat Seegras viele Möglichkeiten, sich weiter fürs Klima auszubreiten.

gif

Wismarbucht als neuer Ort fürs Seegras

Die Erfahrungen aus der ersten Projektphase zur Aufforstung von Seegraswiesen haben gezeigt, welchen Außenbedingungen die einzelnen Pflanzen ausgesetzt sind. Die technische Entwicklung der Aufwuchsträger muss diesen Anforderungen unter Wasser Rechnung tragen, genauso wie eine kluge Auswahl des Ortes, an dem die Seegräser wachsen und sich ausbreiten sollen.

Die Wismarbucht stellt den südlichsten Teil der Ostsee dar. Ihre Gewässer sind relativ flach, sodass die Seegräser bereits in einer Tiefe von ca. 3 Metern ausgebracht werden können. Durch die natürliche Landbegrenzung – im Süden durch Wismar selbst, im Westen durch den Klützer Winkel, im Osten durch Neuburg und im Norden durch die Insel Poel – finden sich dort weniger starke Strömungen als in der offenen Ostsee, die dem Seegras zusetzen könnten.

Gute Entwicklung Angewurzelt

Im Juni 2024 gab es bereits die zweite Fahrt in die Wismarbucht. Neue Matten mit Seegras befestigte das Projektteam im Verbund mit den Tauchern von FIUM am Meeresgrund. Es diente zugleich dem Monitoring der bereits im Mai ausgebrachten Auswuchsträger. Das Fazit lautet: den Pflanzen geht es gut! Erste Ansätze gibt es, dass die Seegräser vom Material ins Sediment vordringen. Als Ziel sollen die Wurzeln vor den typischen Sommerstürmen soweit in den Grund gehen, um aufkommenden Strömungen zu widerstehen.

"Bis zu 8 verschieden gearbeitete Aufwuchsträger bestückt mit Seegras verlegen wir in der Wismarbucht. Wir bewerten die Standfestigkeit und die biologische Abbaubarkeit der Aufwuchs­träger sowie die Pflanzen­gesundheit mit einem Monitoring in etwa 4 bis 6 Wochen."
Reinhard Helbig · Geschäftsführer ZosteraTec
Schiff für die Fischerei im Hafen von Wismar.
Sauerstoffflaschen, Taucherflossen, Taschen, Koffer und Zubehör für den Tauchgang auf der Kaikante.
Blick auf die Fenster vom Steuerhäuschen des Fischkutters.
Seegrasmatten aus altem Seegras, Hanf, Viskose und Holz in einem Wasserbottich.
Drei Taucher steigen in ein Schlauchboot auf dem Meer ein.
Seegras auf einer Hanfmatte auf dem Meeresboden.
Eine Armleuchteralge auf einer rechten Hand.