Ökologische Baustoffe wie Lehm werden für den Klimaschutz immer wichtiger. Die Europäische Bildungsstätte für Lehmbau will zu einer Europäischen Fachschule für ökologisches Bauen werden. Und bekommt dafür Unterstützung aus der Landespolitik und vom früheren Ministerpräsidenten und Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Klima- und Umweltschutz MV, Erwin Sellering.
Bei einem Termin vor Ort in Wangelin sprach sich Erwin Sellering dafür aus, die Arbeit der Bildungsstätte zu professionalisieren. Als Anbieter staatlich anerkannter Weiterbildungen sei sie bereits anerkannt. „Sie öffentlich finanziert in eine staatliche Schule umzuwandeln, wäre der richtige Schritt, um langfristig im Lehmbau ausbilden zu können. Eine andere denkbare Form wäre eine staatlich anerkannte Schule in freier Trägerschaft.“
Bei dem Treffen sprachen sich auch die Landtagsabgeordneten für den Landkreis Ludwigslust-Parchim Christian Brade (SPD) und Wolfgang Waldmüller (CDU) dafür aus, das Vorhaben zu unterstützen. Sie verständigten sich darauf, dieses wichtige Thema in die Koalitionsverhandlungen einzubringen.
An der Europäischen Bildungsstätte für Lehmbau in Wangelin lernen jedes Jahr etwa 100 Handwerker und Lehmbau-Interessierte historische und moderne Lehmbautechniken. Sie kommen aus ganz Europa in den umgebauten Dorftanzsaal nach Wangelin. Wegen der großen Nachfrage sollen vom nächsten Jahr an etwa 200 Teilnehmer in Kursen und Weiterbildungen das gefragte Wissen um die Bautechniken erhalten. Dazu wird mehr Platz benötigt – und Geld für Bauvorhaben.
Während Beton und Zement mit hohem Energieaufwand erheblich zum Klimawandel beitragen, liegt das Interesse immer mehr auf dem althergebrachten Baustoff Lehm. Er gilt als nachhaltige Alternative in der Bauindustrie. Das Bauen mit Lehm und Stroh sei viel klimafreundlicher als mit Stahl und Beton, sagte die Geschäftsführerin der Bildungsstätte, Uta Herz.
Weltweit werden rund zehn Prozent aller Treibhausgase durch die Baubranche verursacht. Im Gegensatz zu Beton entsteht bei der Verarbeitung von Lehm kein CO2, und Lehm kann den CO2-Ausstoß nicht nur vermindern, sondern Klimagase auch binden. Außerdem lassen sich Lehmmauern zu 100 Prozent recyceln.
Lehm hat als natürlicher Baustoff viele Vorteile: er ist ressourcenschonend und fast überall verfügbar – auch in Mecklenburg-Vorpommern ist er weit verbreitet. Lange Transportwege entfallen somit; außerdem kann Lehm ohne den Zusatz chemischer Stoffe verarbeitet werden. Lehm besteht hauptsächlich aus Ton und Sand; er ist oft in Pulverform erhältlich, welches sich durch Wasser zu Baulehm verarbeiten lässt. Auf diese Weise ist das Transportgewicht geringer, was sich positiv auf die Ökobilanz des Lehms auswirkt. Seine wärmespeichernden Eigenschaften helfen zudem Energiekosten zu sparen und halten den Heizaufwand klein.